Im Schatten der Cap Arcona-Katastrophe vom 3. Mai 1945, bei der in der Lübecker Bucht mehr als 7.000 KZ-Gefangene ums Leben kamen, steht eines der größten NS-Verbrechen der letzten Kriegstage: die Ermordung von bis zu 400 Stutthof-Häftlingen in Neustadt in Holstein. Keiner der Täter – darunter auch Soldaten der Kriegsmarine, vom Neustädter Volkssturm und Zivilisten – wurde jemals verurteilt. »Besser spät als nie« heißt daher ein Projekt, das Jahrzehnte später dazu beitrug, wenig Licht in dieses dunkle Kapitel Ostholsteiner Geschichte zubringen. Gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms »Demokratie leben!« gab das KJN 2021 den Anstoß, Erinnerungen von einheimischen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu bewahren.
Herausgekommen ist ein 60-minütiger Podcast, in dem die Journalistin Christina Mänz und der Filmemacher Jens Westen, beide gebürtig aus Neustadt, Fragen wie diesen nachspürten: Warum wurden die Verbrechen vor der eigenen Haustür nicht im Geschichtsunterricht vermittelt? Weshalb wurde in der Europastadt Neustadt über Jahrzehnte ein kollektives Schweigen über dieses dunkle Geheimnis gelegt? Ihre Gesprächspartner in der ersten Folge des zweiteiligen Podcasts: Manfred Goldberg, Überlebender vom KZ Stutthof und Augenzeuge von Neustadt: »Wer nicht mehr laufen konnte, wurde erschossen.« Hans-Joachim-Birkholz, ehemaliger Bürgermeister von Neustadt: »Willy Brandt, Karl Carstens, Manfred Stoltenberg: Alle haben mich in meiner Amtszeit in Neustadt besucht. Keiner von ihnen wollte von mir etwas über die Cap-Arcona-Katastrophe wissen oder gar den Ehrenfriedhof besuchen.“ Außerdem sprachen sie mit dem ehemaligen Leiter des Neustädter Cap-Arcona-Museums Wilhelm Lange und einem ihrer Geschichtslehrer, Rainer Jahnke.
»Besser spät als nie!« – ERSTER TEIL
»Besser spät als nie!« – ZWEITER TEIL
Foto: © Reimo Schaaf